Die Tugenden und Untugenden im Bezirksgericht Zürich

Unmittelbar nach dem Eintreten in das Bezirksgericht Zürich finden sich links und rechts oben zwei bebilderte Bänder mit den Tugenden und Untugenden:

Als Tugend firmieren

                                                             Liebe, Weisheit, Treue.

 

Als Untugend gelten

 

                                                         Diebstahl, Arglist, Raffgier

 

Im Sinne einer Zeitanalyse könnte man sagen, es fehle an Ersterem, dafür sei das Zweite alltäglich geworden.

 

Meine Freunde von der GT Fraktion

Es sind junge Männer und sie fahren ein kleines, sportliches Auto, paradigmatisch ein Ford Fiesta Sport, weiss, oft mit einem farbigen GT-Streifen die Mitte durch. Aber es kann auch mal ein Mercedes Coupé sein oder das alte Modell des Honda Civic.

Niemand ist so alert, niemand schliesst so konsequent auf, niemand erfasst die Situationen schneller und niemand reagiert auf die Situationen zeitverzugsloser als sie und damit sind sie die geborenen Fahrer für die Stadt.

Auch sie kommen in der Stadt nicht schneller voran als die anderen und als wir Taxifahrer. Aber sie können nicht anders, sind können aus ihrer Präsenz und Aufmerksamkeit, sie können aus ihrem Potential nicht aussteigen. So fahren sie immer.

Einmal hatte ich einen schnöden Polo vor mir, mit einer jungen Frau drin. Die konnte im Stadtverkehr jedem von der GT-Fraktion das Wasser reichen. Ich wollte ihr gratulieren und habe deshalb die Autonummer aufgeschrieben. Gemacht habe ich es nie, die Autonummer ging verloren. Aber eben, in zehn Jahren Taxi ein weibliches Beispiel. Es fällt leider nicht ins Gewicht. Es ist eine grosse Ausnahme. Die GT-Fraktion ist Männersache.

Bild: Das paradigmatische Fahrzeug der GT Fraktion, federleicht, über 130PS und ein knackiges Getriebe.

 

Nicht nur Stadttaxi

Wenn die Zentrale und ihrer Fahrer und Fahrerinen als Stadttaxis bezeichnet werden, weil die Zentrale in der Stadt Zürich sitzt und der Grossteil unserer Aufträge aus dieser Stadt stammen, dann schränkt das unsere Leistungen zu stark ein, so wie der Firmenname Adia-Interim die Firma zu stark einschränkte, weshalb er heute Addeco heisst, damit niemand mehr glauben soll, die Firme vermittle nur Sekretärinnen.

Wir sind in zweierlei Hinsicht nicht nur Stadttaxis:

  • Hinaus

Wir erledigen nicht selten auch Aufträge, die zur Stadt hinaus führen. In erster Linie natürlich in die Nachbargemeinden Zürichs und auch der Flughafen Zürich liegt nicht in den Grenzen der Stadt Zürich. Ab und zu geht es auch über die Kantonsgrenzen.

  • Hinein

Ziemlich oft holen wir auch Kunden ausserhalb der Stadt ab. In gewisser Weise ist es egal, ob sie uns aus der Stadt kommen lassen oder einen lokalen Anbieter berücksichtigen, denn beide fahren eine Strecke meistens leer, entweder die zum Kunden (wir), oder zurück zur auswartigen Oberationsbasis (die Lokalen).

  • Herum

Einige Aufträge führen um die Stadt herum, so z.B. bei Abholung im Zürcher Weinland und dem Ziel am Flughafen.

  • Fazit

Wir sind Stadtaxis, aber nicht nur.

 

Gegen den Strich (Anmerkungen zum Verkehr)

  • Zuerst ein Loblied

Entgegen dem Titel wird hier zuerst etwas Positives abgehandelt: Der Umgang der Verkehrsteilnehmer untereinander. Wer sich im städtischen Strassenverkehr bewegt, der weiss, dass er ab und zu auf das Wohlwollen und Entgegenkomen anderer Verkehrsteilnehmer angewiesen ist. Weil das allen bewusst ist, sind sie auch bereit, selber Wohlwollen und Entgegenkommen zu zeigen. Das Ergebnis ist ein höchstanstaendiger Umgang der Strassenverkehrsteilnehmer untereinander.

Der Ablauf, der dafür als Beleg und als Kronzeuge gelten darf, das sind die freiwilligen Reissverschlüsse. Das funktioniert oft lückenlos: Jeder lässt einen rein.

Und es gibt sogar so etwas wie einen guten Ton: Dass man nämlich dem, der Entgegenkommen gezeigt hat, dafür dankt. Auch das ist derart üblich, dass ein Ausbleiben dieser Geste als Unfreundlichkeit und Ruppigkeit wahrgenommen wird, wie sie ab und zu junge Sportwagenfahrer zeigen, die offensichtlich glauben, der Vortritt stehe ihnen in jedem Falle zu.

Fast immer bedanken sich bei einem Entgegenkommen selbst die Chauffeure und Chauffeusen des strassengebundenen öffentlichen Verkehrs, sprich der Diesel- und Elektrobusse der VBZ, obwohl sie meist sowieso Vortritt haben. Auch sie tragen damit zu einem freundlichen Umgang auf der Strasse bei.

So, damit kommen wir zu den Themen gegen den Strich.

  • Bitte keinen Abstand halten

Die Fahrschulen und das SVG hämmern auf uns ein, man müsse immer genug Abstand halten. Beide denken nur fürs Land. In der Stadt dagegen gilt: Aufschliessen! Es passiert nichts Schlimmes, weil wir in der Stadt immer langsam fahren. Wir fahren im Schnitt 28 km/h, wie mein Bordcomputer weiss.

Das wissen die Städter und die Pendler instinktiv. Die vom Land und die Mobility-Fahrer fallen in der Stadt auf, weil sie das nicht wissen. Und die von weit draussen und aus den Kantonen ohne grosse Städte können zusätzlich auch nicht Spurenfahren.

  • Die Aussenrückspiegel im Fahren richten

Nirgends ist die Situation so gut, um die Aussenrückspiegel zu richten, als auf einer ebenen Stadtstrasse, wo sie immer einige hinter und vor sich haben. Nur dann sehen sie perfekt, ob die Höhe und Neigung der Aussenspiegel stimmen.

  • Mehr Tempo

1.  Auf Schnee

Wenn in Zürich mal ein bisschen Schnee fällt, dann sinkt das Tempo auf 10 km/h. Bekanntlich bestimmen die Langsamsten, wie schnell es vorwärts geht. Man spürt die Panik hinter den Steuerrädern, die Verkrampfung.

Das macht alles noch Schlimmer, denn was für das Fahren in unwegsamen Gelände gilt, das gilt auch auf Schnee: Das Steuerrad muss locker in der Hand liegen, das Auto darf auch einen Beitrag zum gefahrenen Kurs beitragen, denn jedes harte Eingreifen erhöht die Rutschgefahr.

Das Schleichen ist eine stark übertriebene Reaktion auf Schnee. Es braucht zwei Vorsichtsmassnahmen: Grösseren Abstand zum voranfahrenden Fahrzeug und langsameres Kurvenfahren. Im übrigen aber und auf freien, ebenen und geraden Strassen kann in normalem Tempo gefahren werden.

Wenn einmal ein paar Tage Schnee liegt oder sich Eisrillen zeigen, dann lässt sich ein Lernprozess beobachten: Immer mehr Fahrer nehmen ein Verhalten auf, wie es im Absatz vor diesem beschrieben ist.

Aber beim ersten Schnee im folgenden Jahr zeigt sich wieder dieses Anfängerbild.

2. Ohne Schnee

In der Stadt, wo viele Autos zirkulieren und viele Verkehrsampeln den Verkehrsfluss hindern, können die einzelnen Fahrer und Fahrerinnen nur wenig tun, um wenigstens das aus den verstopften Strassen herauszuholen, was möglich ist. Es gibt nur zwei kleine Massnahmen: Erstens bei Grün zügig losfahren und aufschliessen, und zweitens, wo immer möglich, die zulässigen Geschwindigkeiten ausschöpfen.

Beim Letzteren hapert es gewaltig. Viele Männer und noch mehr Frauen fahren chronisch und deutlich zu langsam und viele andere sind in einem Auf- und Ab-Rhythmus gefangen, was mein Tempomat zeigt. Beides kann einen Taxifahrer schon mal nerven.

Die Tachos zeigen in allen Autos zuviel Tempo an. Ich kann zum Beispiel mit Tempomat 54 km/h die Rosengartenstrasse hochfahren ohne geblitzt zu werden. Dort sind hochsensible Geräte im Einsatz mit sehr kleiner Toleranz. Gesehen werden kann das auch bei jeder MFK, wo das ebenfalls überprüft wird. Ausgeschöpft werden die Tempolimiten also nicht, wenn man gemäss Tacho genau die Geschwindigkeit der Limite fährt.

Aber das zu verlangen, wäre vermessen. Es wäre schon schön, wenn das passierte, wo es möglich ist, dass also per Tacho die Limite gefahren wird.

 

Stadt Zürich: Alte Lücken offen vor lauter Vorwärts

Es kommt in der Stadt Zürich immer wieder vor, dass Leute Kopf und Kragen riskieren, um über eine Kreuzung oder eine Strasse und bei Rot für die Fussgänger auf das Tram oder den Bus zu sprinten.

In der Stadt St.Gallen schalten alle Fussgänderampeln auf Grün, wenn ein Bus in eine Haltestelle fährt. Und das ist seit ungefähr 40 Jahren so.

Warum lernen die Städte nicht voneinander? Oder ist Zürich zu arrogant im Glauben, ihr könnte niemand etwas vormachen? Die Grösse der Stadt ist  kein Einwand. Wahrscheinlich könnte alles aus einer zentralen Steuerung heraus arrangiert werden, notfalls eine Haltestelle nach der anderen.

Jedenfalls solle die Stadt diese alte Lücke einmal schliessen, bevor das Glasfasernetz in Betrieb geht. Und bevor einer Kopf und Kragen verliert! Es reicht, wenn jedes Jahr meist alte Leutchen dem Tram zum Opfer fallen.

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